Moore
und Sümpfe sind für die Menschen seit jeher der Inbegriff für die
geheimnisvolle, unheimliche und nicht zuletzt unbeherrschbare Seite der Natur.
Wer denkt dabei nicht an eine Szene im Film „Die unendliche Geschichte“, in der
der junge Held durch eine düstere, verwunschene Sumpflandschaft waten muss, um
sich einen Rat von der uralten, weisen Schildkröte zu holen? Wer hat noch nie
von den unglückbringenden Irrlichtern gehört; den Geistern von unter tragischen
Umständen im Moor umgekommener? Da kann man nur von Glück sagen, dass Moore und
Sümpfe nur eine Projektionsfläche für viele unserer Urängste sind. Sie zeigen
uns, wie phantasiereich wir Menschen mit diesen Dingen umgehen.
Was
aber macht diese Standorte in unserer Landschaft so besonders? Eine Sache haben
Moore und Sümpfe gemeinsam: Sie entstanden durch permanent nah an der
Oberfläche anstehendendes Wasser (Grundwasser oder Oberflächengewässer).
In
einem Sumpf tritt das Wasser eine gewisse Zeit bis an die Oberfläche herauf. Es
entsteht der Eindruck, als würde der Sumpf überflutet worden sein. Die
restliche Zeit befindet sich das Wasser knapp unter der Oberlfäche oder
verweilt in natürlich entstandenen Löchern und Gräben.
Ein
Sumpf kann sich, sofern das Grundwasser das ganze Jahr über der Oberfläche
bleibt, in ein Moor entwickeln. Abgestorbenes Pflanzenmaterial wie Laub kann
sich dann am Boden nicht mehr genug zersetzen, da die für Streuzersetzer
wichtige Luft durch das Wasser verdrängt worden ist. Es entsteht so genannter
Torf. Diese erste Stufe eines Moortyps nennt man Niedermoor.
Ist
der Niederschlag in einem Gebiet hoch genug – kommt also Wasser vor allem in
Form von Regen runter – kann es zur Bildung von Zwischenmooren kommen. Dabei
fällt zeitweise soviel Regen, dass dieser das ausschließlich durch Grundwasser
entstandenes Niedermoor in dieser Zeit überprägt. Das Regenwasser steht
sozusagen über dem Grundwasser und kann dadurch nicht abfließen. Dadurch, dass
Regenwasser deutlich nährstoffärmer und saurer als der allergrößte Teil der
Grundwässer ist, können sich Pflanzen ansiedeln, die in solch einem Milieu
überleben können. Es treten also Pflanzen auf, die typisch für Niedermoore als
auch auf für noch ungünstigere Lebensräume sind. Der Boden wird hierbei aus
noch schwerer zersetzbarem Zwischenmoortorf gebildet
Die
letzte Stufe in dieser Reihe bilden die Hochmoore. Fällt soviel Niederschlag,
dass ein Zwischenmoor permanent diesem sauren und nährstoffarmen Wasser
ausgesetzt ist, werden die restlichen Niedermoorarten vollständig verdrängt.
Das Regenwasser bestimmt jetzt allein das Bodenmillieu. In dieser Umgebung –
also extrem sauer, nährstoffarm, und sauerstoffarm – werden abgestorbene
Pflanzenteile am schlechtesten zersetzt. Das bewirkt, dass der Hochmoorkörper
mit der Zeit (ungefähr 1 Millimeter pro Jahr) immer weiter nach oben wächst. Es
bildet sich Hochmoortorf. Eine hierfür typische, uhrglasförmige Geländeform
wird dabei gebildet. Der Hochmoorkörper hebt sich in der Landschaft also von
seinen o. g. Vorstufen ab.
In manchen Gebieten kann man die einzelnen Entwicklungsstufen Sumpf > Niedermoor > Zwischenmoor > Hochmoor als zusammenhängenden Komplex, der z. B. aus einem eiszeitlichen See entstanden
ist, bewundern.